Wirtschaftlichkeit

Lage, Lage, Nebenkosten!

02. Februar 2023 von Dr. Bernhard Frohn
aktualisiert am 
02. Februar 2023

Als Andreas Eschbach sein Buch „Ausgebrannt“ 2010 schrieb, hatte er die Idee, einmal durchzuspielen, was passiert, wenn die Öl-Reserven ausgehen. In dem Buch entdeckt ein junges Paar eine wunderschöne luxuriöse Villa auf einem Hügel gelegen mit fantastischem Fernblick. Riesige Räume, ein großes Grundstück und ein Pool machen das Anwesen zu einem Traum, den sich junge Paare eigentlich nicht leisten können. Zur Überraschung des Paares ist es aber spotgünstig. Nachdem sich das Paar davon überzeugt hat, dass es keinen größeren Mangel hat, kauft es das Haus und ist glücklich. Bis, ja, bis die erste Heizkostenabrechnung kommt. Da die Ölvorräte in diesem Roman sprunghaft sinken, steigt der Ölpreis ins Unermessliche und so steigen die Nebenkosten in schwindelerregende Höhen, die sich ein junges Paar nicht leisten kann. Jetzt verstehen die beiden, warum die ehemaligen Eigentümer das Haus so günstig verkauft hatten.

Alles nur Science-Fiction?

Ist das nur eine Geschichte? Nein. Science-Fiction-Autoren wie Andreas Eschbach haben die Gabe sich auszumalen, wie Kausalketten wirken können, wenn sich ein wesentlicher Faktor ändert. Nun haben wir zwar im Jahr 2023 immer noch ausreichend fossile Brennstoffe, aber die Energiepreise steigen gerade tatsächlich sprunghaft - teilweise aus anderen Gründen an. Und was passiert? Die Energie- und Nebenkosten steigen und plötzlich sinken unter anderem aus diesem Grund die Gebäudepreise.

Ein Drittel Wertverlust

Das Handelsblatt titelte am 19.01.2023 „Diese Immobilien sind die größten Verlierer der Energiekrise“ und bezieht sich anschließend auf eine Untersuchung von Jones Lang LaSalle (JLL). JLL hat in 2021 und 2022 Immobilienpreise energetisch sanierter und unsanierter Immobilien natürlich abhängig von der Lage untersucht und stellt eine Preisdifferenz zwischen 12 und 33 Prozent fest. Es geht also nicht mehr um ein paar Prozentpünktchen, es geht um einen Kaufpreisabschlag von einem Drittel. Ich hoffe, dass die Einschätzung vieler Bestandshalter, dass die Energiekosten die Mieterin oder der Mieter zahlt, endgültig vorbei ist. Auch der Bestandshalter zahlt demnächst die Energiekosten, nicht direkt, sondern indirekt durch einen Wertverlust.

Früher titelte man Lage, Lage, Lage, wenn es darum ging, die Einflussfaktoren auf den Wert einer Immobilie abzuschätzen. Ich schlage einen neuen Dreiklang vor: Lage, Lage, Nebenkosten. Die steigenden Energiekosten sind aber noch das kleinste Problem für den Immobilienwert, das ist meine Voraussage.

Trotz Katastrophen nur wenig Reaktion

Unwetterkatastrophen als Folge des Klimawandels kosten Unmengen an Geld und natürlich noch viel schlimmer auch Menschenleben. Die Folgen der Flutkatastrophe im Ahrtal und in der Eifel im Jahr 2021 zum Beispiel werden sicher erst in zehn Jahren vollständig beseitigt sein, was deutlich macht, wieviel Geld hier aufgewendet werden muss. Fünf Tage ununterbrochener Regen ziehen zehn Jahre Sanierung von Immobilien und Infrastruktur nach sich, das menschliche Leid nicht zu vergessen. Es ist für mich vollkommen illusorisch, dass wir darauf setzen dürfen, dass alle Immobilienbesitzer freiwillig alles Erdenkliche tun werden, um das Klima zu schützen. Das hat die letzten 30 Jahre nicht funktioniert und das wird auch die nächsten 30 Jahre so sein. Daher wird die Gesetzgebung hier einschreiten müssen - und zwar im Sinne auch derjenigen Bauherren und Immobilienbesitzer, die Maßnahmen der Energieeffizient und des Klimaschutzes immer noch aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen verwerfen.

Strenge Vorgaben kommen

Die EU-Taxonomie zum Thema Klimaschutz ist der Vorbote für eine Wende, die nicht mehr auf Freiwilligkeit setzen wird, nicht setzen kann. Die CO₂-Neutralität für 2045 wird „befohlen“ werden. Die Niederlande plant bereits heute ein Gesetz, nach dem eine Büroimmobilie nicht mehr vermietet oder verkauft werden darf, wenn sie unterhalb des zeitlich vorgeschriebenen CO₂-Sanierungspfades liegt. Dann ist die energetische Sanierung Pflicht. Saniert der Bestandshalter nicht, sinkt der Immobilienwert auf null.

BOB Gründer Dr. Bernhard Frohn, Vorstand

Über den Autor Dr. Bernhard Frohn

Schon früh beschäftigte sich Dr. Bernhard Frohn mit dem Unternehmersein. Nach dem Studium des Maschinenbaus an der RWTH Aachen promovierte er im Bereich Photovoltaik und machte sich sofort selbständig. Als Energieeffizienzberater für Bestandsimmobilien und Neubauten verdiente er das erste Geld. Durch den Bau des eigenen Bürogebäudes, dem Balanced Office Building in Aachen, lernte er die Faszination für Architektur aber auch die Komplexität bei dem Bau eines Bürogebäudes kennen. Denn hier spielen nicht nur Themen wie Technik, Gebäudeorganisation oder gar Bauabläufe eine Rolle. Es sind vor allem die Themen des Unternehmertums und der Gestaltung neuer Arbeitswelten, die für Bernhard Frohn aus einem scheinbar simplen Büro eine echte Herausforderung in einer digitalisierten Welt machen. Daher schreibt er auf diesem Blog über ein breites Spektrum an Themen und hat viel Freude daran, neue zu entdecken.