Mitarbeiter 4.0
Welcher Typ Mitarbeiter oder Mitarbeiterin ist in Zukunft gefragt und welche Qualifikationen sollten er oder sie haben? In diesem Beitrag wird sich dem Thema angenähert. Kommen wir zur Qualifikation Nr. 1: IT-Kenntnisse sollten sie oder er haben und vielleicht kann er oder sie auch programmieren. Ist das wirklich die wichtigste Qualifikation? Bevor jetzt alle über 50-jährigen in Depression verfallen und die 25-jährigen den nächsten Programmierkurs besuchen, wird das Thema relativiert. Was wäre eigentlich, wenn Software Software schreiben könnte?
Warum soll das nicht möglich sein? Softwareprogrammierung vor 30 Jahren bedeutete echte Knochenarbeit. Bedienungsmenüs mussten teilweise noch selbst programmiert werden. Nur erfahrene Programmierer waren in der Lage, diese kryptischen, hardwarenahen Codes zu schreiben. Mit der objektorientierten Programmierung wurde es dann schon eleganter und dennoch bestand ein Programm aus etlichen 10.000 Zeilen, die aufeinander aufbauten. Und heute? Heute gibt es zum Beispiel Simulationssoftware, bei der die grafische Verknüpfung von Symbolen seitens der Nutzer dazu führt, dass im Hintergrund Code generiert wird. Man muss nur noch die Logik beherrschen, programmiert wird keine Zeile. Wer diese Schritte verfolgt hat, der glaubt mir vielleicht, dass Programmierung in Zukunft anders aussehen wird. Und warum soll man dann nicht Software Software schreiben?
Systementwickler der Zukunft
Unabhängig davon wird natürlich eine IT-Qualifikation von Nöten sein, aber vermutlich anders, als es derzeit angenommen wird. In Zukunft werden Systementwickler benötigt, die die Probleme verstehen und die diese in logische Abläufe, Lösungen und Geschäftsmodelle übersetzen. Einfachheit der Bedienung der entwickelten Lösung wird dabei wichtiger als der technische Overkill sein.
Roboter werden schneller Einzug halten, als manchem Romantiker dies lieb sein wird. Ein Kochroboter, mit Rezepten eines Sternekochs gefüttert, wäre zum Beispiel der Ersatz für so manchen Koch. Kochroboter arbeiten 24 h pro Tag, erzeugen bei demselben Input (Rohware) exakt denselben Output (z.B. Essen in Sternequalität) und kündigen eigentlich nie (sofern keine Künstliche Intelligenz eingebaut ist). Ein wenig Maschinenöl reicht, um einen reibungsfreien Betrieb zu gewährleisten. Und was für den Kochroboter gilt, gilt für Jobs auf der Baustelle und etliche weitere Jobs, die eher aus wiederholbaren Tätigkeiten bestehen. Auch Kreditanträge zu bearbeiten, Krankheiten zu analysieren oder Baugenehmigungen zu erteilen, sind Tätigkeiten, die in dieses Muster passen.
Welche Produkte und Jobs haben dann noch Zukunft?
Hier ein Gedankenspiel: In einer Welt, in der ich mir die Produkte aus einer großen Vielfalt zunächst im Internet aussuchen kann, zählen kleine Unterscheidungsmerkmale. Das Produkt mit der größten Wertschöpfung für mich, möchte ich kaufen. Technische Unterscheidungsmerkmale sind dabei als Kriterium meist ungeeignet, da jeder Anbieter aufgrund der weltweiten Transparenz des Internets in Windeseile die Innovation einbaut, die der andere auch hat. Die Produkte werden immer austauschbarer. Was zählt dann für mich? Na klar, der Service und die Intelligenz des Service. Wenn mir ein Produkt mein Leben erleichtert, mir Freude bereitet, meine sozialen Bedürfnisse (Anerkennung, Freundschaft, Liebe) befriedigt, dann schlage ich zu. Alle Restaurants werden demnächst Kochroboter mit Rezepten von Sterneköchen füttern. Was sie aber unterscheidet, ist die persönliche und freundliche Bedienung im Restaurant selbst.
Das eigentliche Problem
Dienen, das klingt allerdings nicht cool. Und hier beginnt das eigentliche und tiefgreifende Problem. Um zu dienen, muss man andere Menschen mit ihren Eigenarten und Wünschen erfassen. Der eine möchte seine Ruhe haben, der nächste möchte gerne witzig bedient werden und der Dritte braucht Respekt. In einer instagrammisierten Welt zählt aber nur die Oberfläche. Die neuen Wimpern, das coole Outfit, die schicke Location, ich zeige, was ich habe oder besser was ich gerne wäre. Dieser Dauertagtraum mit zig Posts pro Tag gehört aber nicht zur Grundausbildung der Beschäftigung mit anderen Menschen. Jeder dreht sich heute nur um sich und der entstehende Spin macht alle schwindelig. Menschen, die andere Menschen möglichst objektiv erfassen und so gut bedienen wollen, müssen aber in sich ruhen. Sie müssen bereit sein, sich mit den Wünschen des anderen zu befassen. Hier ist gigantischer Nachholbedarf für unsere Gesellschaft.
Der Mitarbeiter 4.0 hat vermutlich daher vor allem soziale Fähigkeiten. Er oder sie denkt als Systemintegrator auch in komplexen und sozialen Zusammenhängen und kann Teams bilden und führen. Und auch wenn Ihnen bei dieser Behauptung ein Lächeln ins Gesicht tritt, ist durchaus denkbar dass Altenpfleger, Kindergärtner und andere Dienstleister an Menschen in Zukunft zu den Besserverdienern gehören werden. Wir zahlen für das am meisten, was wir besonders wertschätzen. Und wir Menschen werden uns daher wieder auf das konzentrieren, was wir besser als Software oder Roboter können: Mensch sein.
P.S.: Wir suchen übrigens gerade Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen auf den BOB-Karriereseiten und gegen einen Kochroboter hätten wir ab und zu auch nichts einzuwenden.