Gesundes Arbeiten

Der Tod des Ventilators

16. August 2021 von Volker Zappe
aktualisiert am 
16. August 2021

In der Büroetage, in der ich früher gearbeitet habe, gab es für rund 20 Arbeitsplätze fünf Ventilatoren. Das bedeutete Verteilungskampf! Die Kühlstrategie meines Arbeitsgebers sah wie folgt aus: Im Sommer ist es nun mal warm und jeder ist sich selbst der Nächste. Da auf der Südseite des Gebäudes, das in den späten 90er Jahren in exponierter Lage einer deutschen Großstadt gebaut wurde, ein sinnvolles Arbeiten nach 15 Uhr hitzebedingt nicht mehr möglich war, ging das Team taktisch vor: Extrem früher Arbeitsbeginn, was sich im Kunden-orientierten Arbeitsbereich schnell als problematisch herausstellte, Verlegung von doofen, denkfreien Arbeiten auf den Nachmittag und natürlich das Ergattern einer der Ventilatoren, um die Luft aus den kühleren Nordräumen irgendwie in die überhitzten Südräume zu bekommen. Da zu dieser Zeit tatsächlich in einzelnen Büros noch geraucht werden durfte, war die Luftverteilung eher ein zweifelhaftes Vergnügen und auch nicht jede(r) war bereit, seinen Mief dem anderen zur Verfügung zu stellen.

Her mit den Aerosolen!

Es ist natürlich klar: Spätestens mit der Sensibilisierung für problematische Aerosole ist der Todesstoß für diese raumübergreifende Ventilatoren-Taktik eingeleitet. Und sie ist auch ohne Corona ziemlich schwachsinnig. Beim Ventilieren geschieht ja nur Folgendes: Ein Strom, in der Regel verbrauchter, Luft stößt auf in der Hitze schwitzende Haut. Die Feuchtigkeit darauf verdunstet und die so genannte Verdunstungskälte entzieht der Umgebung Energie, erzeugt das Gefühl der Kühle und kühlt die Körperoberfläche vorübergehend ab. Das ist ja auch der Sinn des Schwitzens. Schwitzen bedeutet aber auch Wasserverlust und wenn Sie jetzt nicht aufpassen, dehydriert der Körper im Hochsommer recht schnell und Ihre Leistungskurve sinkt im Büro rapide nach unten. Das Ventilieren ist also insgesamt ein zweifelhaftes Vergnügen. Und jede(r) weiß, dass Luftzug auf feuchter Haut auch immer Erkältungsgefahr bedeutet. Gleichzeitig merkt man den steifen Nacken immer erst viel zu spät. Kühlung in Kombination mit bewegter Luft ist meist problematisch. Ganz zu schweigen natürlich, welche Verwerfungen ein Ventilator in mühsam geschichteten Papiervorgängen so anrichten kann.

Die große Schwester des Ventilators

Mit Schwester ist die in diesem Blog schon mehrfach aufs Korn genommen Klimaanlage gemeint. Auch wenn bei ihr die in den Raum einströmende Luft tatsächlich physisch abgekühlt wird, führt die bewegte Luft zu den gleichen unangenehmen Zugfolgen. Erkältungskrankheiten sind in Büroräumen mit Klimaanlagen vorprogrammiert und insbesondere Menschen, die Röcke tragen, klagen über unangenehmes Frösteln. Klimaanlagen sind Energiefresser nicht nur wegen der künstlich erzeugten Kälte. Der Transport von Kälte oder Wärme mithilfe von Luft ist 80-mal energieintensiver als mit Wasser.

Im Kühlschrank

Uns von BOB ist nach wie vor schleierhaft, warum man bei Menschen die im Grunde selbe Technik einsetzt wie bei der Kühlung von Lebensmitteln. Dass es dem erlegten Hühnchen im Kühlschrank letztendlich egal ist, wie es gekühlt wird, ist nachvollziehbar. Aber wir Menschen sollten uns nicht damit zufriedengeben, uns wie eine aufgetaute Schweinshaxe behandeln zu lassen. Zwar entgehen wir dem Eisschrank, aber behagliches Kühlen wird wirklich auf einem anderen Blatt geschrieben. Sobald die Hitzewelle schwappt, bevölkern Heerscharen von Ventilatoren die Mediamarkt- und Saturn-Prospekte. Vom am Rechner eingesetztem Miniwindrad mit USB-Anschluss, über praktische Tischventilatoren bis hin zum Monsterquirl auf Stelzen ist alles vertreten. Es lohnt auch der Besuch der jeweiligen Geschäfte: Der blasende Ventilatoren-Wald ist beeindruckend – so lange bis einem die Augen dann von der Zugluft und Kaufhaus-Staub wehtun. Oder vom Weinen, denn diese Millionen von Ventilatoren, die dann die Büros und Wohnungen bevölkern, fressen Unmengen an Energie. Nachhaltig und klimafreundlich ist das nicht.

Dicke Luft

Sie haben beim Beschreiben der rauchigen Luft bestimmt ein ähnliches Déjà-vu gehabt wie ich. Weder der Ventilator noch die Klimaanlage sorgen für die Erneuerung von Luft. Die verbrauchte Luft und damit das konzentrationsschädliche CO2 transportieren sie nur von A nach B. Sie müssten im Hochsommer das Fenster öffnen. Das werden Sie aber auf der Südseite lieber lassen. Das Fenster bleibt zu, Ihnen wird immer wärmer und durch den Luftmangel werden Sie auch immer müder. Jetzt ein Schläfchen …

Es geht natürlich anders

Das Bürogebäude der Zukunft versorgt die Menschen im Büro mit Frischluft aus einer automatischen Belüftungsanlage. Jeder darf hier seine verbrauchte Luft so lange selbst behalten, bis sie über den Flur direkt nach draußen befördert ist. Das ist auch zu Corona-Zeiten eine beruhigende Erkenntnis. Und da BOB nicht mit der Luft kühlt, zieht auch nichts am Nacken. Und wenn die Sonne auch noch so stark brät: Das Fenster bleibt zu und die Luft gut.

Ein Hoch auf die Kellerkühle

Zukunftsfähiges Kühlen muss zwei Kriterien erfüllen: 1. Es muss uneingeschränkt der Behaglichkeit dienen und 2., es darf nur klimafreundlich geschehen. Sie ahnen schon, dass dies den sicheren Tod des Ventilators bedeutet. Die unschlagbare Lösung ist die Bauteilaktivierung, die für Kühlung – aber auch für die Heizung im Winter Geothermie nutzt. Aus rund 100 Metern Tiefe holen wir mit Wasser (!) rund 11-12 Grad Temperatur aus dem Untergrund und leiten diese durch die Betondecken. Diese geben ihre Kühle als Strahlung an die Umgebung ab. Bei einer Empfindungstemperatur von 21-22 Grad lässt es sich konzentriert und produktiv arbeiten. Menschen im BOB werden also behaglich angestrahlt und nicht kaltgeblasen. Das ist ein entscheidender Unterschied, der sich sehr deutlich auf das Wohlbefinden und damit auf die Produktivität im Büro auswirkt. Im BOB fühlt es sich so an, als würden Sie im Hochsommer in ein kühles Kellergewölbe hinabsteigen, allerdings ohne jeden Muff-Geruch oder Feuchtigkeit. Das wäre bei der in jedem BOB standardmäßig eingebauten automatischen Belüftungsanlage auch nicht möglich. Es ist also kellerkühl mit einem Hauch von frischer Luft …

Klima gerecht

Das zweite Kriterium der Klimafreundlichkeit wird uns in den kommenden Jahren immer stärker beschäftigen. Daher nutzt BOB bereits seit vielen Jahren regenerative Energie zum Kühlen. Das belastet nicht nur Null das Klima, sondern ist auch sehr kostengünstig. Die jährlichen Kühlkosten pro Mitarbeitenden entsprechen etwa einem Eis mit zwei Kugeln. Bei der Einsparung können Sie Ihrem Team gleich öfter mal ein Eis spendieren. Es wird also weder Öl noch Gas für die Kühlung verbraucht. Und mit dem heutigen Strommix ist auch ein großer Teil dieser Energie bereits klimaneutral – bei Einkauf von Ökostrom ist das Kühlen CO2-frei. Mit weniger sollten wir uns bei modernen Büros nicht mehr zufriedengeben.

Mausetot

Auch wenn Sie einwenden mögen, dass ich ja auch meinen Ventilatoren-Park mit Ökostrom betreiben könnte: Ihr Untergang ist nicht zu verhindern. Ob die fünf Auswahlventilatoren in jenem 90er-Jahrebau noch in Betrieb sind, weiß ich nicht. Ich sitze behaglich in meinem BOB-Büro und wundere mich, warum allen anderen in der Hitzewelle so warm beim Arbeiten ist …

Volker Zappe, Leiter Unternehmenskommunikation der BOB AG

Über den Autor Volker Zappe

Wie können wir Umwelt und Technik so miteinander in Einklang bringen, dass auch künftige Generationen nachhaltig und zufrieden leben können? Und wie gestalten die heute agierenden Menschen ihre Verantwortung für dieses Ziel. Diese Fragen begleiten Volker Zappe bereits seit mehr als drei Jahrzehnten. Zunächst arbeitete er als Ingenieur im Bereich Umwelt- und Landschaftsplanung, danach als Kommunikator und Autor in unterschiedlichen Bereichen. Seit acht Jahren wirkt er daran mit, die wunderbare Idee des Balanced Office Buildings und die damit verbundenen Themen einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Er schreibt hier über Nachhaltigkeit und Klimaschutz, neue Arbeitswelten und New Work, über Technikfragen und Wirtschaftlichkeit.