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Wo ist der Schlüssel?

16. September 2021 von Volker Zappe
aktualisiert am 
16. September 2021

Meine Nachbarin fährt selten Auto, noch seltener geht sie zu einer Autovermietung und leiht sich einen Wagen aus. Letzte Woche war es so weit. Sie checkte am Counter eines renommierten Verleihers ein, bekam Papiere, Anweisungen und ein „Ding“. Mit diesem Ding ging sie dann zum Abstellplatz, öffnete tatsächlich Zentralverriegelung und Autotür und saß dann am Steuer. Das war´s. Das Ding, das in Form und Handhabung mitnichten an einen Schlüssel erinnerte, ließ sich nun aber nirgendwo reinstecken, natürlich nicht drehen und erst recht ertönte kein Maschinengeräusch. Nach einer Weile gab sie das Suchen und Stochern mit dem Ding auf. Glücklicherweise fuhr gerade ein anderer Automieter vor, um sein Auto abzustellen. Auf Nachfrage wies er meine Nachbarin dann dezent auf den zu drückenden Startknopf hin. Was für eine fröhliche Blamage!
Für alle Männer, die nun vor sich hin schmunzeln, sei zu ihrer Ehrenrettung gesagt: Das einzige Auto, das sie regelmäßig fährt, ist ein 20 Jahre alter Golf. Der hat zwar schon eine Zentralverriegelung und einen entsprechenden Knopf – allerdings befindet sich der natürlich auf dem Autoschlüssel …

Wo ist der Schlüssel?

Unser kleines Beispiel zeigt dreierlei: Offenbar steht das Aussterben des Schlüssels unmittelbar bevor, zweitens ist die Autoindustrie mit Innovationen immer weit voraus und drittens müssen wir ab einem bestimmten Lebensalter höllisch aufpassen, den technischen Anschluss nicht zu verlieren. Innovation heißt hier, der Schlüssel wurde aus vielerlei Gründen abgeschafft und mit Gesichts-, Sprach- oder Sonst-was-Erkennung ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Also klare Sache: Beim Auto ist der Schlüssel unwiderruflich weg.

Schlüssellos

Jetzt müssen Sie ganz stark sein: Auch BOB hat keinen Schlüssel. Obwohl wir uns in der, was Innovationen anbelangt, eher neuerungsfernen Bau- und Immobilienwirtschaft befinden, war es uns völlig klar, dass BOB ein programmierbares elektronisches Schließsystem erhält. Mieter im BOB bekommen bei der „Schlüsselübergabe“ also ein „Ding“ ausgehändigt, einen kleinen Plastik-Schlüsselanhänger, der einen elektronischen Chip enthält, mit dem die Türen geöffnet werden können.
Vorteile des kleinen Chips
Jeder oder jede, der schon Mal einen Schlüssel aus einer Sicherheitsschließanlage verloren hat, kennt das Drama: unangenehme Meldung des Verlustes, Austausch der Schließzylinder und je nach Größe der Anlage Kosten in erheblichem Umfang. Und wenn der Schaden nicht versichert ist, wird es erst richtig bitter. Geht bei BOB ein Schließ-Chip verloren, kann er in der zentralen Datenverwaltung einfach deaktiviert werden und der unehrliche Finder steht vor verschlossenen Türen. Der finanzielle Schaden ist gering. Der Stress, der sonst mit einem Schlüsselverlust einhergeht, fällt also vollständig weg. Der Chip fällt zudem nicht ins Gewicht und lässt sich bequem am Schlüsselbund tragen, sofern man noch einen hat ...

Punktlandung

Die Zugangsberechtigung lässt sich genau programmieren und in Schließpläne integrieren. So öffnet der Chip nur freigegebene Türen. Technikbereiche, einzelne Abteilungen oder Archive bleiben dann beispielweise nur Fachpersonal vorbehalten. Zudem lassen sich Zugänge auch zeitlich beschränken oder ermöglichen. Die Praktikantin verliert dann die Zugangsberechtigung automatisch nach Ende des Praktikums. Der Werkstudent, der möglicherweise nachts Daten auswertet, öffnet die Eingangstür auch nach Mitternacht noch. Und wenn es ein firmenübergreifendes Projekt in speziellen Räumen gibt, so lässt sich auch hier der Zugang mit hohen Sicherheitsstandards ermöglichen. 
Anbindung an Active Directory
Und bevor Sie nun - ob der in Aussicht stehenden Programmierarbeit - anfangen zu stöhnen, können wir gleich beruhigen: Die Nutzerverwaltung erfolgt auf einem zentralen BOB-Server und so können zum Beispiel über die Active Directory von Windows die Schließberechtigungen in Ihrem System gepflegt und dann auf den BOB-Server automatisiert übertragen werden. Denn natürlich ist gerade in größeren Unternehmen stets viel in Bewegung. Und bei neu beginnenden Kolleginnen und Kollegen muss sich die Tür genauso zum exakten Start-Zeitpunkt öffnen lassen, wie sie sich nach einem Ausscheiden schließt. Und wenn Ihr Unternehmen an zwei Standorten in einem BOB sitzt, dann kann sie der eine Chip natürlich auch in das andere Gebäude lassen – so es der Administrator will.

Sicherheit geht vor

Der elektronische Chip wird zum Bestandteil des gesamten Sicherheitssystems eines Gebäudes. Alle Komponenten wie beispielsweise auch eine Kameraüberwachung lassen sich miteinander verschalten. Und geht wie schon beschrieben mal ein Chip verloren, ist der Schaden sehr begrenzt. Elektronische Schließsysteme sind zudem leicht zu warten und defekte Komponenten kostengünstig austauschbar.

Vielfältig einsetzbar

Während ein Türschlüssel gewöhnlich nur eine Aufgabe hat, kann der Chip deutlich mehr. So können zusätzliche Funktionen wie z.B. der Zugang zu Kopierstationen und Kopier-Kontingenten programmiert werden. Der kleine Chip wird zum Alleskönner und die Technik ist grundsätzlich offen, für künftige Innovationen. Denn bei der hohen Veränderungsdynamik, die das Arbeiten im Büro gerade erfährt, sind Flexibilität und Veränderbarkeit die – äh – Schlüssel zur Zukunft.

Abschied vom Schlüssel

Wo der Schlüssel heute noch für eigentlich jede und jeden von uns ein Alltagsgegenstand ist, wird er künftig wohl immer seltener vorkommen. Zu stark sind elektronisch steuerbare Technik bzw. smarte Lösungen in allen Lebensbereichen auf dem Vormarsch. Allerdings haben wird mit dem elektronischen Chip weiterhin eine begreifbare Lösung, die in puncto Sicherheit natürlich ausgereift ist. Zudem können wir auch mit dem Chip weiterhin in den Händen herumspielen – dies geradezu geräuschlos. Der Schlüssel jedenfalls hat ausgedient und ist für kommende Generationen nur noch etwas für´s Museum, nicht aber für die Schließsicherheit bei Bürogebäuden der Zukunft.

Gewöhnung ist alles

Übrigens: Meine Nachbarin hat sich am Ende überhaupt nicht beschwert. Und als klar war, dass der Schlüssel weg ist, war der Startknopf plötzlich das Normalste auf der ganzen Welt. Der Mensch ist eben doch nur ein Gewohnheitstier.

Volker Zappe, Leiter Unternehmenskommunikation der BOB AG

Über den Autor Volker Zappe

Wie können wir Umwelt und Technik so miteinander in Einklang bringen, dass auch künftige Generationen nachhaltig und zufrieden leben können? Und wie gestalten die heute agierenden Menschen ihre Verantwortung für dieses Ziel. Diese Fragen begleiten Volker Zappe bereits seit mehr als drei Jahrzehnten. Zunächst arbeitete er als Ingenieur im Bereich Umwelt- und Landschaftsplanung, danach als Kommunikator und Autor in unterschiedlichen Bereichen. Seit acht Jahren wirkt er daran mit, die wunderbare Idee des Balanced Office Buildings und die damit verbundenen Themen einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Er schreibt hier über Nachhaltigkeit und Klimaschutz, neue Arbeitswelten und New Work, über Technikfragen und Wirtschaftlichkeit.