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New Work

Personal

18. März 2020 von Dr. Bernhard Frohn
aktualisiert am 
18. Mai 2020

Früher da war ja bekanntlich alles besser. Da konnte man Personal einstellen, schlecht bezahlen, beleidigen und dennoch blieben alle, bis man ihnen gekündigt hatte. Da hatte man die volle Kontrolle. Heute stellen die Ansprüche. Und das Seltsame ist, dass die auch noch Ansprüche stellen, die man gar nicht versteht. Ein fetter Firmenwagen zieht nicht mehr. Wie konnten Moral und Sitte soweit verfallen?

Gute Geschäftsmodelle binden gutes Personal

Und was jetzt? Wenn man nicht dem eigenen Unternehmen kündigen möchte, dann muss man sich wohl oder übel den Gegebenheiten stellen und sein Geschäftsmodell und das Wie des Geschäftsmodells darauf umstellen, dass gutes Personal auf Dauer der Engpass schlechthin sein wird. Welche Lösungen gibt es hier? Im Wesentlichen gibt es folgende Wege:

  1. Erhöhung der Attraktivität des Arbeitsplatzes in Form von Gehalt, Freizeit, Flexibilität, Sinn der Arbeit, attraktiver Arbeitsplatz (natürlich in einem BOB),  Grillfest usw.
  2. Digitalisierung = Prozessoptimierung
  3. Spezialisierung = Vereinfachung

Steigerung der Attraktivität des Arbeitsplatzes

Die erste Lösung funktioniert. Allerdings muss Ihr Produkt eine erhöhte Marge abwerfen, um die Attraktivität auch wirklich zu erhöhen. Teilweise funktioniert dies in einem sich selbst beschleunigenden kybernetischen Kreis: höhere Attraktivität für den Mitarbeiter bewirkt eine höherer Produktivität, diese bewirkt einen höheren Unternehmensgewinn und dadurch kann die Attraktivität des Arbeitsplatzes für den Mitarbeiter durch bessere Randbedingungen gesteigert werden. Aber dieser Kreislauf ist endlich und nicht in allen Branchen möglich. Wenn Sie im Bereich Logistik Ware von A nach B transportieren und eine Fülle an Wettbewerben haben, die über den kleinen Preis an Aufträge kommen, dann ist dies nicht so einfach. Innovative Unternehmen hingegen, die sehr stark von der Innovationskraft ihrer Mitarbeiter profitieren, tun sich hier leichter. Aber nicht jedes innovative Unternehmen ist full-time innovativ, auch diese Unternehmen haben Abwicklungsaufgaben. Und genau hier greift die Lösung 2.

Prozessoptimierung durch Digitalisierung

Die Lösung 2 also die Prozessoptimierung zum Beispiel durch Digitalisierung ermöglicht es, deutlich weniger Mitarbeitern spürbar produktiver zu werden. Das bedeutet im Umkehrschluss natürlich, dass Arbeitsplätze abgebaut werden. Das ist richtig und die Befürchtung berechtigt, dass wir am Ende von Digitalisierung und Roboterisierung sehr viele Berufe, vor allem diejenigen mit niederer Qualifikation, verloren haben werden. Eine Debatte zu diesem umfangreichen Thema ist an dieser Stelle nicht das Ziel. Fakt ist: Ja, es werden Jobs verschwinden, die Produktivität für unseren Wohlstand allerdings wird durch Software und Roboter nicht geringer. Es wird uns also wirtschaftlich gut gehen können (sofern wir lernen umzuverteilen), wir müssen dann nur neue Arbeit für uns finden. Vielleicht fokussieren wir uns dann auf die Tätigkeiten, die wir als Menschen besonders gut können und zwar auf Jobs rund um das Thema Menschlichkeit. Bedarf ist hier ohne Ende vorhanden!

Zurück zur Prozessoptimierung. Es gibt noch einen zweiten Grund, warum wir unsere Prozesse besser planen müssen und das ist das schon oft angesprochene Thema Komplexität. Wenn früher ein Bürogebäude gebaut wurde, dann hat ein Architekt das Gebäude entworfen, der Tragwerksplaner hat die Statik berechnet und die Heizkörper kamen vor die Fenster. Heute gibt es die Experten für Energieeffizienz, Geothermie, Brandschutz, Schallschutz, Bauphysik, Nachhaltigkeit, Simulation, MSR, Raumakustik, Gesundheit, Baubiologie usw. Was für die Baubranche gilt, gilt natürlich auch für andere Branchen, genau gesagt für alle Branchen.

Spezialisierung führt zur Vereinfachung

Vor kurzem lernten wir im Rahmen eines BOB-Bauvorhabens ein interessantes Unternehmen kennen. Vor uns saß ein Rechtsanwalt, sie kennen diese Spezies. Dieser Anwalt sprach allerdings von Spezialisierung (Weg 3) und von Produktivität. Er schwärmte von Algorithmen und der Skalierung seines Geschäftsmodells. Durch die Spezialisierung gelingt es ihm, die Aufgabe zu vereinfachen, so dass er mehr Mitarbeiter findet, die dies leisten können und gleichzeitig hat sein Wettbewerb keine Chance mehr gegen seine Qualität und gegen seinen Preis. Er macht sich über jeden Schritt seines Personals genau Gedanken und organisiert alles so, dass sein Personal (er hat auch Mühe neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden) effizient arbeiten kann. Am Ende des Gesprächs war mir klar, dass einige Rechtsanwaltskanzleien in einigen Jahren nicht mehr existieren werden, da die Prozessoptimierung und Spezialisierung auch diese Branche erfassen wird.

In diesem Sinne, bleiben Sie nett zu Personal und Kollegen, es könnte um die Zukunft Ihres Unternehmens gehen.

 

BOB Gründer Dr. Bernhard Frohn, Vorstand

Über den Autor Dr. Bernhard Frohn

Schon früh beschäftigte sich Dr. Bernhard Frohn mit dem Unternehmersein. Nach dem Studium des Maschinenbaus an der RWTH Aachen promovierte er im Bereich Photovoltaik und machte sich sofort selbständig. Als Energieeffizienzberater für Bestandsimmobilien und Neubauten verdiente er das erste Geld. Durch den Bau des eigenen Bürogebäudes, dem Balanced Office Building in Aachen, lernte er die Faszination für Architektur aber auch die Komplexität bei dem Bau eines Bürogebäudes kennen. Denn hier spielen nicht nur Themen wie Technik, Gebäudeorganisation oder gar Bauabläufe eine Rolle. Es sind vor allem die Themen des Unternehmertums und der Gestaltung neuer Arbeitswelten, die für Bernhard Frohn aus einem scheinbar simplen Büro eine echte Herausforderung in einer digitalisierten Welt machen. Daher schreibt er auf diesem Blog über ein breites Spektrum an Themen und hat viel Freude daran, neue zu entdecken.