Nachhaltigkeit

Der gute Geist aus der Tiefe

17. März 2020 von Dr. Bernhard Frohn
aktualisiert am 
01. Mai 2020

Auf der Suche nach Lösungen des Energieproblems nimmt die oberflächennahe Geothermie zu Unrecht einen der hinteren Ränge ein. Der Grund dafür ist schnell gefunden. So einfach das System als solches ist, so komplex ist dessen Integration in Gebäude. Daher gibt es nicht nur ein schlechtes Beispiel für Gebäude mit Geothermie und schlechte Nachrichten sprechen sich eben schnell herum. Wie so oft trifft das aber nicht den wahren Kern.

Wärme und Kühle aus der Tiefe

Das Potential von oberflächennaher Geothermie ist riesig. Bei der oberflächennahen Geothermie geht es um Tiefen von 80 bis 200 m. Streng genommen geht es hier noch um von oben eingekoppelter Solarenergie, daher ist der Begriff der Geothermie eigentlich falsch. Der Erdkern mit sehr hohen Temperaturen ist noch weit weg und Heiztemperaturen von 60 – 80 °C werden erst in einigen Kilometern Tiefe erreicht. Die oberflächennahe Geothermie wird mit Erdsonden erschlossen. In einem geschlossenen System, das wie ein U (daher spricht man auch von U-Rohr) aussieht, wird Wasser in die Tiefe geschickt, was sich dort erwärmt oder abkühlt und wieder nach oben kommt. Eine Umwälzpumpe ist dazu notwendig.

Für das Bürogebäude der Zukunft ist aber nicht die Erdwärme von Interesse sondern die Erdkälte. Bürogebäude der Zukunft haben einen sehr geringen Heizbedarf und verfügen über eine sehr gute Wärmedämmung. Die Sonneneinstrahlung, die Menschen im Bürogebäude, die EDV und sonstige Geräte geben so viel Wärme ab, dass der Heizwärmebedarf fast vernachlässigbar ist. Daher ist die Kühlung von Bürogebäuden die deutlich wichtigere und energieintensivere Aufgabe in Zukunft. Wird diese Kälte klassisch hergestellt, dann wird viel elektrische Energie benötigt. Die Energiekosten schnellen nach oben.

Mit oberflächennaher Geothermie wird diese Aufgabe perfekt gelöst. Damit haben wir wieder ein klassisches Lebenszykluskostenthema. Während die Kältemaschine für ein Bürogebäude mit 2.000 m² für 10.000 € zu haben ist, muss der Investor bei der Geothermie schnell das 6-fache ausgeben. Das kann sich gar nicht rechnen, oder doch? Bei dem extrem energieeffizienten BOB z.B. erreichen die Kühlkosten 17 Cent pro Quadratmeter und Jahr. Das ist kein Schreibfehler! Geht man davon aus, dass ein Mitarbeiter 15 m² des Bürogebäudes nutzt, dann wird ein Mitarbeiter für 2,55 € pro Jahr behaglich gekühlt. Das entspricht einem leckeren Fruchteis mit 3 Kugeln, wie gesagt pro Jahr. Sie wussten vielleicht noch gar nicht, wie glücklich Sie einen Mitarbeiter mit einem Fruchteis für ein ganzes Jahr machen können. Nutzen Sie die Gelegenheit

Sommerhitze für Winterkälte

Da die Kühlung mit Geothermie so dermaßen günstig ist, wird natürlich auch der EDV-Server mit Geothermie gekühlt. Auch das kostet Sie nur einige Fruchteisportionen. Die deutlich höheren Investitionskosten werden so wieder relativiert. Allerdings möchte ich hier keine pauschale Wirtschaftlichkeit aussprechen, dies sollte schon im Einzelfall betrachtet werden und BOB ist ja schließlich auch eine extrem energieeffiziente Spezies seiner Art.

Beinahe unglaublich aber tatsächlich wahr ist (weil nachgemessen), dass die Wärme, die aus dem Bürogebäude ins Erdreich transportiert wird, dort angelagert wird. Durch die unglaublich große thermische Trägheit des Erdreichs, kann die weggekühlte Wärme aus dem Sommer tatsächlich ein halbes Jahr später im Winter als Heizenergie genutzt werden. Natürlich geht ein wenig Wärme verloren, aber es bleibt immer noch sehr viel Energie übrig. Gebäudekühlung mit Geothermie ist daher kein Luxus, sondern ein Sparwunder der besonderen Art.

Geothermie ist leider noch zu unbekannt und wird als reines Heizsystem eher missverstanden denn richtig eingesetzt. Andere regenerative Energieträger sind bekannter und werden besser vermarktet, aber das sagt nichts über den wahren Nutzen aus. Der oberfächennahen Geothermie kann ein noch stärkerer Boom voraus gesagt werden. Wichtig ist allerdings die ganzheitliche Integration der Geothermie mit der richtigen Bauphysik und der passenden Regelung. Von der Nutzung in Altbauten rät die BOB AG generell ab, es sei den, deren bauphysikalischer Standard entspricht nach der Sanierung dem eines Neubaus. Um sicher zu gehen, sind eine Gebäude- und Erdreichsimulation sowie später eine Probebohrung zwingend durchzuführen.

Wer dies beherzigt, der wird den guten Geist aus der Tiefe von seiner besten Seite kennenlernen.

Kennen Sie schon das BOB-Konzept? Unser Bürogebäudesystem produziert im Betrieb kein CO2, da es für Heizen und Kühlen regenerative Geothermie nutzt. Hier erfahren Sie mehr darüber.

BOB Gründer Dr. Bernhard Frohn, Vorstand

Über den Autor Dr. Bernhard Frohn

Schon früh beschäftigte sich Dr. Bernhard Frohn mit dem Unternehmersein. Nach dem Studium des Maschinenbaus an der RWTH Aachen promovierte er im Bereich Photovoltaik und machte sich sofort selbständig. Als Energieeffizienzberater für Bestandsimmobilien und Neubauten verdiente er das erste Geld. Durch den Bau des eigenen Bürogebäudes, dem Balanced Office Building in Aachen, lernte er die Faszination für Architektur aber auch die Komplexität bei dem Bau eines Bürogebäudes kennen. Denn hier spielen nicht nur Themen wie Technik, Gebäudeorganisation oder gar Bauabläufe eine Rolle. Es sind vor allem die Themen des Unternehmertums und der Gestaltung neuer Arbeitswelten, die für Bernhard Frohn aus einem scheinbar simplen Büro eine echte Herausforderung in einer digitalisierten Welt machen. Daher schreibt er auf diesem Blog über ein breites Spektrum an Themen und hat viel Freude daran, neue zu entdecken.