New Work

Arbeitsplätze und Arbeitsorte

25. November 2020 von Dr. Bernhard Frohn
aktualisiert am 
25. November 2020

New Work klingt nach einer neuen Sau, die durchs Dorf getrieben wird, es steckt aber viel mehr dahinter. Viel mehr, wie Sie am Ende des Blogbeitrags sehen werden. Und Sie werden sehen, wie Sie damit richtig viel Geld sparen können.

Es ist seltsam, was eine Pandemie alles auslöst. Plötzlich wollen wir den Kontakt zueinander meiden und entwickeln dann in sehr großer Geschwindigkeit die Fähigkeit, anders zu arbeiten. Nach einer kurzen Phase der Anschaffung von Headsets, Webcams und der entsprechenden Software Anfang dieses Jahres haben wir die persönliche Kommunikation kurzerhand in digitale Videokonferenzen verlagert. Und wir haben dabei gelernt, was alles geht und natürlich was auch alles nicht funktioniert. Eins ist aber sicher, diese einschneidende, da weltweite, Erfahrung werden wir nicht mehr vergessen. Die Videokonferenz wird ein weiterer, fester Baustein unserer Kommunikation sein.

Soziale Kontakte

Dasselbe gilt für das Homeoffice. Auch hier haben wir gelernt, es funktioniert und bereichert unseren Arbeitsalltag. Aber auch hier haben wir gesehen, dass es Grenzen für das Homeoffice gibt. Soziale Kontakte bleiben aus. Dazu ein Beispiel: wir haben bei BOB morgens ein „Daily“. Unser Daily ist eine Besprechung mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, bei dem jeder sein Tagesziel und mögliche Hemmnisse für das Ziel benennt. Das Daily findet schon länger per Videokonferenz statt, damit unser Standort in Berlin einbezogen ist und da immer einige Kollegen im Zug, auf dem Weg zu Baustellen oder eben im Homeoffice sind. So „sehen“ wir uns garantiert einmal pro Tag, was für die Kommunikation sehr gut ist. Interessant ist aber, dass man Kollegen, die dann doch in derselben Büroetage sitzen, später nochmals begrüßt. Es entsteht offensichtlich der Eindruck, dass das Daily zwar ein guter Austausch war, aber der soziale Kontakt war dann doch nicht vollständig. Und so ist es auch mit introvertierten Kolleginnen und Kollegen, die sich schlecht mitteilen können. Diese werden allmählich zu Geistern, die niemand mehr wahrnimmt. Was bei älteren Kollegen, die fest in den Arbeitsablauf integriert sind, noch funktioniert, wird bei jungen zur Katastrophe. Hier geht es nicht um die Motivation der introvertierten Mitarbeitenden und nicht um die Tatsache, dass diese nicht arbeitswillig wären, sie schaffen es aber nicht mehr, sich in die agile Entwicklung eines Unternehmens zu integrieren. Und so gehen diese Menschen irgendwann verloren, was dann schnell mit mangelnder Motivation abgetan wird. Das ist schlicht falsch.

Homeoffice – nur eine Option

Homeoffice und Videokonferenz sind also kein Ersatz für die Arbeit im Büro und den persönlichen Kontakt, sondern sie sind Alternativen. Sie sind Alternativen, die neue Möglichkeiten aufzeigen, die aber auch klar ihre Grenzen haben. Daher werden wir nach der Pandemie diese Errungenschaften nicht mehr missen wollen, wir werden ihnen aber die Rolle zuweisen, bei der sie nützlich sind. Und das wird sehr individuell geschehen müssen. Menschen sind es wert, dass man sich einzeln über sie Gedanken macht.

Arbeitswelt im Wandel

Die Arbeit wird sich also ändern und damit wandeln sich auch die Arbeitsplätze. Während klassische Büros Einzel- und Doppelräume für die Dauerarbeitsplätze anbieten, wird schon bei dem Begriff „Dauer“ deutlich, dass dies allein nicht mehr ausreicht. Wenn wir das Arbeiten flexibler gestalten wollen, dann ergeben eben auch temporäre Arbeitsplätze einen Sinn. Warum soll man auch Arbeitsplätze für Mitarbeitende vorhalten, die ab und zu im Homeoffice sind? Arbeitsplätze sind in der Arbeitsstättenverordnung definiert und bekommen damit viele Vorgaben, die in den letzten Jahren noch verschärft worden sind. Schließlich soll ein Arbeitsplatz die Gesundheit der Menschen erhalten, daher sind Anforderungen zur thermischen Behaglichkeit, zum Tageslicht, zur Raumakustik, zur Bürogröße u.v.m. heute im Fokus bei der Errichtung oder Sanierung von Bürogebäuden.

Teure Arbeitsplätze

Und natürlich soll das Büro heute nachhaltig und energieeffizient sein. Ein Arbeitsplatz ist daher immer teurer geworden, was sich auch in der Kaltmiete der Bürofläche ausgedrückt hat. Dieser Entwicklung kommt jetzt die Flexibilisierung des Arbeitens entgegen. Parallel zu dem Dauerarbeitsplatz werden in modernen Arbeitswelten temporäre Arbeitsorte ergänzt. Ein Arbeitsort ist eben eine temporäre Arbeitsalternative, die auch schon einmal ungewöhnlich sein darf. Ein bequemes Sofa in der zentralen Lounge, ein Rückzugsraum nur für mich, eine Außenbestuhlung im Sommer das alles sind Arbeitsorte. Dank Notebook, WLAN und Cloudtechnologie, die ja für das Homeoffice Voraussetzung sind, sind die Menschen eben überall produktiv. Digitalisierung sei Dank.

Arbeitsplätze und Arbeitsorte - ein neues Paar

Und so ergänzen sich Arbeitsplätze und Arbeitsorte gegenseitig und bilden eine neue Arbeitswelt. Allein im BOB-System haben wir über 50 unterschiedliche Flächenmodule und werden noch weitere entwickeln. Diese schaffen mitunter ungewöhnliche Arbeitsorte. Das Büro der Zukunft ist also bunter, lebendiger. Es ist eben flexibel. Das hört sich übrigens alles trivial an, ist es aber nicht. Ich zähle es gerne noch einmal auf: thermische Behaglichkeit, Tageslichtverfügbarkeit, Raumakustik, Energieeffizienz, Ressourceneffizienz, Flächeneffizienz, günstiger Mietpreis und vieles mehr sind zu optimieren. Dazu reicht es nicht, einmal eben die Wände im Bürogebäudebestand zu versetzen. Ein wenig Forschung und Entwicklung sind schon notwendig.

New Work spart Geld

Jetzt aber kommt das Highlight für alle Büromieter: Ein modernes Bürogebäude mit einem Multi-Space-Grundriss schafft ergänzend zu klassischen Arbeitsplätzen zusätzliche Arbeitsorte. Das können bei der Umwandlung von einigen Arbeitsplätzen bis zu 70 % neue Arbeitsgelegenheiten sein! Bietet also ein klassisches Büro 100 Arbeitsplätze, so realisiert das moderne Büro in Summe auf derselben Fläche 170 Arbeitsplätze und Arbeitsorte zusammen. Jetzt sollten Sie aber nicht sofort auf eine sehr hohe Flächeneffizienz mit einer hohen Verdichtung rückschließen. Denn bei einer konkreten Planung sind dabei viele Aspekte je nach Unternehmen und Branche zu beachten. Es ist aber durchaus realistisch anzunehmen, dass mit neuen Konzepten, die feste Arbeitsplätze zugunsten mehrerer Arbeitsorte für beispielsweise mobiles oder periodisches Arbeiten aufgeben, durchaus 20 % der Bürofläche einzusparen sind. Das bedeutet, Unternehmen können mit einem modernen Büro mit variableren Arbeitskonzepten tatsächlich 20 % Kaltmiete und auch 20 % Nebenkosten sparen. Das wird sich positiv im Geldbeutel der Mieter bemerkbar machen. Zwar hat das moderne Büro nach wie vor eine höhere Kaltmiete. Denn die Maßnahmen für das Raumklima und die Raumakustik, die für eine größere Personendichte erforderlich sind, sind nicht zum Nulltarif zu haben. Dennoch bleibt eine erhebliche Einsparung übrig. Ein Bürogebäude-Produkt hat hier deutliche Vorteile, da es im Unterschied zum einmalig als Unikat gebauten Büro viele Themen nur einmal entwickelt und dann bei besserer Qualität zu günstigeren Kosten immer wieder realisieren kann. Das ist aber einen eigenen Blogbeitrag wert, den wir hier bald veröffentlichen.

 

Flexibilisierung gewinnt

Fassen wir also zusammen: New Work ist keine Erfindung des Marketings. New Work ist die Überschrift für die Flexibilisierung der Arbeitswelt. Und New Work wird die Produktivität verbessern helfen und sogar Kosten sparen. Kein modernes Unternehmen wird sich diesem Trend entziehen können, da der demographische Wandel aus dem Arbeitgebermarkt einen Arbeitnehmermarkt macht. Der Wunsch der Mitarbeitenden nach Flexibilisierung der Arbeit ist daher die eigentliche Ursache, die jetzt ein wenig per Zufall durch die Pandemie beschleunigt in unsere Wahrnehmung vorgedrungen ist.

 

 

BOB Gründer Dr. Bernhard Frohn, Vorstand

Über den Autor Dr. Bernhard Frohn

Schon früh beschäftigte sich Dr. Bernhard Frohn mit dem Unternehmersein. Nach dem Studium des Maschinenbaus an der RWTH Aachen promovierte er im Bereich Photovoltaik und machte sich sofort selbständig. Als Energieeffizienzberater für Bestandsimmobilien und Neubauten verdiente er das erste Geld. Durch den Bau des eigenen Bürogebäudes, dem Balanced Office Building in Aachen, lernte er die Faszination für Architektur aber auch die Komplexität bei dem Bau eines Bürogebäudes kennen. Denn hier spielen nicht nur Themen wie Technik, Gebäudeorganisation oder gar Bauabläufe eine Rolle. Es sind vor allem die Themen des Unternehmertums und der Gestaltung neuer Arbeitswelten, die für Bernhard Frohn aus einem scheinbar simplen Büro eine echte Herausforderung in einer digitalisierten Welt machen. Daher schreibt er auf diesem Blog über ein breites Spektrum an Themen und hat viel Freude daran, neue zu entdecken.