Nachhaltigkeit

Warum Schokolade so langsam ist

28. Dezember 2020 von Dr. Bernhard Frohn
aktualisiert am 
28. Dezember 2020

Weihnachtsspecial: Was Sie von Energie noch nicht wussten

Wir nutzen sie täglich, stündlich, minütlich, die Energie. Seitdem wir die Energie für das tägliche Leben nicht mehr mit Muskelkraft erzeugen, haben wir aber den Bezug zu ihr verloren. Wir können nicht mehr wirklich einschätzen, wieviel Energie wir für was benötigen. Daher lassen Sie sich in unserem Weihnachtsspecial ein wenig in die Welt der Zahlen entführen. Der künstlerischen Freiheit wegen und um den Bezug zur Immobilienwirtschaft nicht ganz zu verlieren, haben wir nachfolgend alle Joule (J) oder Kalorien (cal) in Kilowattstunden (kWh) umgerechnet.

Beispiel 1: Was hat mehr Energie gespeichert Dynamit oder Schokolade?

Hier kommt die erste Überraschung. Tatsächlich hat Schokolade einen höheren Energiegehalt als Dynamit. Ein Kilogramm Schokolade enthält 7 kWh Energie, wohingegen 1 Kilogramm Dynamit nur 0,8 kWh enthält. So ein Schokoladenweihnachtsmann ist also nicht zu unterschätzen, was seine Sprengkraft anbetrifft. Zum Glück jedoch reagiert Schokolade sehr langsam. Es dauert meist bis zum Frühjahr bis der Hüftumfang reagiert. Das ist bei Dynamit anders. Hier geht alles sehr schnell. Neben Energie scheint es also noch mehr zu geben, was wir wissen müssten. Aber das führt hier zu weit.

Beispiel 2: Tanken Sie noch oder laden Sie schon?

Ich bin ja ein stolzer Elektrofahrer. Während die Benzinfahrer einfach zur Tankstelle fahren und tanken, kennen wir ;-) Elektrofahrer uns aus. An der Ladesäule wird schon einmal gefachsimpelt ob mit 3,7 kW oder mit 11 kW geladen wird. AC oder DC, Typ 2 Stecker oder doch CHAdeMO wir haben sehr viel Gesprächsstoff. Den brauchen wir auch, da Elektroladen sehr viel Zeit benötigt. Nein ich untertreibe, es dauert sehr, sehr, sehr lange. Die Ausnahme macht hier der Tesla Supercharger. Wenn ein Tesla sein Ladekabel an den Supercharger anschließt, dann flackern schon einmal die Glühbirnen der umliegenden Wohnungen.

Was aber ist eigentlich an der klassischen Tankstelle los, mit welcher Leistung wird dort Benzin getankt? Also auch das kann man berechnen. Benzin hat einen Energieinhalt von 8,7 kWh pro Liter. Nehmen wir an (ich habe es noch nicht gemessen), dass wir in ca. 3 Minuten 50 Liter Benzin tanken. Dann entspricht dies 8,7 kWh/l * 50 l / 3 min = 145 kWh/min oder, um es auf eine Stunde umzurechnen, 145 kWh/min * 60 min/h  = 8.700 kW.

Es ist tatsächlich so, dass an der Tankstelle 8.700 kW oder 8,7 MW (Megawatt) an Leistung getankt werden. Sie benötigen also ca. 2.500 Schuko Steckdosen, um dieselbe elektrisch Energie zu tanken, die Sie einmal eben an der Zapfsäule mit Benzin tanken. Diese unfassbare Zahl hängt damit zusammen, dass Öl eine extrem große Energiedichte hat. Ein Fingerhut voll Öl entspricht der Muskelkraft mehrerer Männer. Öl ist also ein großes Geschenk der Natur, das ja auch über Jahrmillionen entstanden ist. Leider verbrennen wir es innerhalb weniger Minuten und Stunden.

Beispiel 3: Menschliche Energie

Was wäre eigentlich, wenn wir die Energie, die wir jedes Jahr benötigen, mit unserer Muskelkraft erzeugen müssten? Auch das lässt sich berechnen. Pro Jahr benötigen wir in Deutschland 154 Gigajoule Primärenergie pro Person. Darin sind alle Energiebedarfe des Wohnens, des Arbeitens, der Mobilität der Ernährung etc. enthalten. Das entspricht pro Person 42.800 kWh/a (a=anno also pro Jahr).

Was könnte jetzt ein Mensch an Energie erzeugen? Ein trainierter Fahrradfahrer schafft bei der Tour de France tatsächlich eine Dauerleistung oberhalb von 400 Watt. Wir Normalbürger werden mit einer Dauerleistung von 100 W zufrieden sein, auch wenn wir kurzzeitig sicher deutlich mehr schaffen würden. Wenn wir unseren 8 Stunden Arbeitstag mit Energieerzeugung verbringen würden, dann sollten wir aber nicht mehr als 100 Watt ansetzen. Bei 40 Stunden pro Woche und 6 Wochen Urlaub pro Jahr würden wir also 40 h/Woche * (52-6) Wochen/a * 100 W = 184.000 Wh/a oder 184 kWh/a erzeugen.

Uups. Das bedeutet, wir benötigen pro Person 42.800 kWh/a / 184 kWh/a = 233 Menschen, die dafür strampeln, dass EIN Mensch genügend Energie hat. Mit Menschenkraft alleine kommen wir also nicht wirklich aus.

Und bevor jetzt doch der ein oder andere Jungunternehmer denkt, dass man sich mit dem Thema muskelgetriebener Energieerzeugung selbständig machen könnte, um so gleichzeitig etwas für seine Gesundheit zu tun, dem sei noch folgende Rechnung an das unternehmerische Herz gelegt. Sollte es Ihnen gelingen, eine Kilowattstunde Energie für 0,30 €/kWh zu verkaufen, so würde Ihr Jahresumsatz als Energiemuskelunternehmer 184 kWh/a * 0,30 €/kWh = 55,20 €/a betragen. Es gab schon bessere Geschäftsmodelle. Irgendwie hat Energie monetär keinen Wert. Seltsamerweise scheinen die Energiekosten umgekehrt proportional zu den Klagen über zu hohe Energiekosten zu sein.

Und die Moral aus der Geschichte?

Spätestens jetzt wir deutlich, dass sich das Lesen dieses Blogbeitrags so gar nicht gelohnt hat. Vielleicht konnte ich noch vor allzu großem Verzehr von Weihnachtsmännern oder -frauen in Schokolade warnen. Vielleicht konnte ich auch aufzeigen, dass man Geschenke wie Öl nicht verbrennen sollte. Aber spätestens als dann auch noch die Geschäftsidee des Energieerzeugens madig gemacht wurde, hörte der Spaß auf. Der Autor entschuldigt sich an dieser Stelle für diesen Blogbeitrag und verspricht weiterhin fleißig am Thema Energieeffizienz für BOB zu arbeiten. Energie erst gar nicht zu benötigen, ist nämlich die irgendwie logischste aller Lösungen, vor allem wenn nicht auf Komfort verzichtet werden muss.

BOB Gründer Dr. Bernhard Frohn, Vorstand

Über den Autor Dr. Bernhard Frohn

Schon früh beschäftigte sich Dr. Bernhard Frohn mit dem Unternehmersein. Nach dem Studium des Maschinenbaus an der RWTH Aachen promovierte er im Bereich Photovoltaik und machte sich sofort selbständig. Als Energieeffizienzberater für Bestandsimmobilien und Neubauten verdiente er das erste Geld. Durch den Bau des eigenen Bürogebäudes, dem Balanced Office Building in Aachen, lernte er die Faszination für Architektur aber auch die Komplexität bei dem Bau eines Bürogebäudes kennen. Denn hier spielen nicht nur Themen wie Technik, Gebäudeorganisation oder gar Bauabläufe eine Rolle. Es sind vor allem die Themen des Unternehmertums und der Gestaltung neuer Arbeitswelten, die für Bernhard Frohn aus einem scheinbar simplen Büro eine echte Herausforderung in einer digitalisierten Welt machen. Daher schreibt er auf diesem Blog über ein breites Spektrum an Themen und hat viel Freude daran, neue zu entdecken.